Baukalkulation / Angebot / Nachträge

Deckungsbeitrag (DB)

Der Deckungsbeitrag (DB) ist eine zentrale betriebswirtschaftliche Kennzahl. Er zeigt, ob ein Unternehmen erfolgreich arbeitet und Gewinn erwirtschaftet.

So wird der Deckungsbeitrag berechnet

Der Deckungsbeitrag (DB) lässt sich betriebswirtschaftlich im Bauunternehmen nach zwei Varianten berechnen:
Ausgedrückt wird über den Deckungsbeitrag, in welchem Maße Gemeinkosten (Baustellengemeinkosten und Allgemeine Geschäftskosten) sowie Wagnis und Gewinn (W & G) durch die Baupreise der Bauleistung „gedeckt“ werden. Ein Bauauftrag mit dem höchsten Deckungsbeitrag wird den höchsten Beitrag zur Deckung der Gemeinkosten und somit zur Erwirtschaftung von Gewinn liefern.
Der Deckungsbeitrag kann auch einfach aus den Nachweisen der Baubetriebsrechnung ermittelt werden, z. B.:

Höhe des Deckungsbeitrags

Zunächst ist der Deckungsbeitrag zu unterscheiden zwischen:
  • Gesamt-Deckungsbeitrag für den Bauauftrag, die Baustelle und das Unternehmen als Anteil von der Gesamtleistung bzw. den Erlösen:
    • absolut in Euro und
    • relativ in Prozent.
  • Stück-Deckungsbeitrag mit Bezug auf eine Einheit, z. B.:
    • absolut als Anteil in Euro von 1 Euro der Leistung und
    • absolut als Anteil in Euro von einer Mengeneinheit der Teilleistungen wie je m² / Mauerwerk oder m³ / Fundamentbeton.
Bei prozentualen Aussagen wird in der Baukalkulation oft mit Bezug auf die Angebotssumme von der „Umlage“ gesprochen.
Der Deckungsbeitrag wird zwischen Bauunternehmen sowie in den Unternehmen bei jedem Angebot bzw. Bauauftrag unterschiedlich hoch sein. Er kann im Durchschnitt der Bauunternehmen einen Anteil von ca. 25 % mit einer Spanne von ca. 20 bis 35 % des Baupreises bzw. der Angebotsendsumme bzw. der Gesamtleistung des Unternehmens umfassen. Analog sind stückbezogene Aussagen abzuleiten.
Einfluss auf den Anteil nehmen z. B.:

Mehrstufig zum Deckungsbeitrag

Ist der Deckungsbeitrag besonders hoch, wird er auch einen höheren Beitrag zur Deckung der Gemeinkosten und für die Gewinnerzielung liefern. Bei einstufigen Berechnungen zum Deckungsbeitrag werden Gemeinkosten und W & G nur insgesamt betrachtet.
Tipp aus der Praxis

„Eine einstufige Betrachtung zum Deckungsbeitrag kann analytische Aussagen beeinträchtigen. Folglich sollten Aussagen auch mehrstufig zu differenzierten Deckungsbeiträgen aufbereitet werden. Das setzt eine Aufteilung besonders zu den Gemeinkosten voraus.“
Dies wäre besonders von Interesse, wenn im Bauunternehmen eine unterschiedliche Leistungsstruktur nach Leistungssparten vorliegt. Einblicke in die Erfolgsstruktur des Unternehmens werden besser möglich.
Zu unterscheiden sind differenzierte Deckungsbeiträge (DB I bis DB IV) mit folgenden Berechnungen:
Differenzierte Deckungsbeiträge und ihre Berechnung.
Differenzierte Deckungsbeiträge und ihre Berechnung. Bild: © f:data GmbH
Tipp aus der Praxis

„Die Differenzierung der Baustellengemeinkosten nach bauzeitabhängigen und bauzeitunabhängigen Kosten ist vor allem dann von zusätzlicher Bedeutung, wenn mit dem Bauauftrag evtl. eine Bauzeitverlängerung – selbst vom Unternehmen oder durch den Auftraggeber verursacht – verbunden sein wird.“
Im Gegensatz zur Gesamtbetrachtung des Unternehmens zeigt die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung auf Baustellen- oder Auftragsebene viel genauer, wie groß die Kostendifferenzen im Verhältnis zur Auftragssumme wirklich sind.
Das hilft dabei zu erkennen, dass Bauaufträge mit den größten Abständen zwischen Einnahmen und Kosten für das Unternehmen am wirtschaftlichsten sind – solche Aufträge sollten deshalb bevorzugt angenommen werden.
Zielgerichtet auf diese Aussagen kann auch die Baustellenabrechnung im Unternehmen organisiert werden. Der Deckungsbeitrag II (DB II) wird dabei in der Baupraxis oft als „Herstellkostendifferenz“ bezeichnet.
Die stufenweise Betrachtung macht es möglich, bei ähnlichen Angeboten oder Aufträgen die Deckungsbeiträge auf jeder Stufe zu vergleichen. Grundsätzlich gilt: Je höher der Deckungsbeitrag in einer Stufe, desto wirtschaftlicher ist der Auftrag für das Unternehmen.

Deckungsbeitrag nach Kostendynamik

Die Berechnung des Deckungsbeitrags setzt inhaltlich zugleich eine Kostendifferenzierung nach der Kostendynamik zur Leistungsentwicklung voraus.
Danach sind die jeweiligen Berechnungsgrößen vereinfacht folgendermaßen anzusehen:
  • BGK und AGK als indirekte bzw. sich mehr oder weniger fix zur Bauleistung verhaltende Kosten sowie
  • EKT als variable (proportionale) und dem Bauauftrag direkt zurechenbare Kosten.
Auf Grundlage dieser Betrachtung wird eine Deckungsbeitragsrechnung als spezielle Form einer Teilkostenrechnung bzw. als „Direct Costing“ angesehen. Hierauf wird unter Deckungsbeitragsrechnung detailliert eingegangen.

Deckungsbeitrag in der Baukalkulation

Der Baukalkulation eines Angebots kann auch der Deckungsbeitrag als betriebswirtschaftliches Beurteilungskriterium zugrunde gelegt werden (siehe: Deckungsbeitragskalkulation). In der Bausoftware nextbau ist sie beispielsweise als eigenständiges Kalkulationsverfahren durchführbar.
Bauprofessor-Fachthemen
+ Fachthemen +
Formen, Verfahren, Methoden –
Alles rund um „Kalkulation“
Hier auf einen Blick »
Zunächst sind dafür die Einzelkosten der Teilleistungen (EKT) insgesamt für einzelne Leistungsbereiche und ggf. Bauleistungssparten zu ermitteln. Aus dem Vergleich der jeweiligen Deckungsbeiträge wird sichtbar, welche Leistungsbereiche bzw. -sparten z. B. den höchsten Deckungsbeitrag aufweisen.
Diese Leistungssparten tragen am stärksten zum Gewinn bei, wenn in einem Zeitraum mehr als geplant geleistet wird. Denn kurzfristig ändern sich die Gemeinkosten kaum – jede zusätzliche Kapazitätsauslastung erhöht daher den Deckungsbeitrag und damit auch den Gewinn.
Tipp aus der Praxis

„Wird in der Baukalkulation mit Soll-Deckungsbeiträgen gerechnet, dann sollte die Baubetriebsrechnung möglichst auch so aufgebaut / gestaltet sein und damit Aussagen zu abgelaufenen Bauaufträgen bzw. aus Vorperioden möglich machen. Das setzt aber voraus, dass den Aufträgen bzw. Baustellen nicht die Vollkosten, sondern nur annähernd die Einzelkosten (EKT) direkt zugerechnet werden."
Das ist besonders wichtig, um über die Angebotskalkulation gezielt Einfluss auf die Gewinnerzielung des Unternehmens zu nehmen. Aus dem Vergleich einzelner Aufträge wird auch sichtbar, wie die verschiedenen Aufträge bzw. Kalkulationen zur Deckung der Gemeinkosten und zur Gewinnerzielung beitragen. Schlussfolgerungen lassen sich daraus auch für künftig zu beachtende Kalkulationsansätze ableiten, z. B. für die Zuschläge bzw. Umlagen zu den Gemeinkosten.
Dies kann z. B. für Entscheidungen zur Übernahme von zusätzlichen Bauaufträgen von Bedeutung sein, wenn Teilkapazitäten ggf. im Unternehmen freie Kapazitäten aufweisen und diese mit der Sollleistung den Deckungsbeitrag nicht sichern.

Wichtig für betriebswirtschaftliche Entscheidungen

Der Deckungsbeitrag als Differenz zwischen Einzelkosten und Erlös ist auch für weitere betriebswirtschaftliche Betrachtungen wichtig, z. B.:
Herzlichen Dank an Prof. Dr. habil. Siegmar Kloß für die fachliche Unterstützung bei diesem Artikel auf bauprofessor.de.
Bauprofessor-Redaktion
Dieser Beitrag wurde von unserer Bauprofessor-Redaktion erstellt. Für die Inhalte auf bauprofessor.de arbeitet unsere Redaktion jeden Tag mit Leidenschaft.
Über Bauprofessor »
Copyright bauprofessor.de Lexikon
Herausgeber: f:data GmbH Weimar und Dresden
Die Inhalte dieser Begriffserläuterung und der zugehörigen Beispiele sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der f:data GmbH unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Alle in diesem Werk enthaltenen Angaben, Ergebnisse usw. wurden von den Autoren nach bestem Wissen erstellt. Sie erfolgen ohne jegliche Verpflichtung oder Garantie der f:data GmbH. Sie übernimmt deshalb keinerlei Verantwortung und Haftung für etwa vorhandene Unrichtigkeiten.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen.

Baukalkulation: 4 gewinnbringende Methoden

Kalkulationsverfahren Ihrer Wahl mit nextbau
Kalkulationsverfahren Ihrer Wahl mit nextbau Bild: © f:data GmbH
Ob Zuschlagskalkulation, Endsummenkalkulation, Deckungsbeitragskalkulation oder Fixpreiskalkulation – mit nextbau beherrschen Sie die 4 Methoden für gewinnbringende Angebote. Zu jedem Bauvorhaben die beste und genau passend für Ihr Geschäft. So bieten Sie nie unrentable Preise an und machen mit jedem Auftrag Gewinn. Mustervorlagen mit passenden Erfahrungswerten sind in nextbau schon enthalten. Sie können sofort loslegen und Schritt für Schritt Ihre eigenen Betriebsdaten einfließen lassen.
Mehr Informationen »

Der Bauprofessor erklärt:

Deckungsbeitrag

Video: Bauprofessor erklärt Deckungsbeitrag
Ob ein Bauunternehmer Gewinn oder Verlust macht, entscheidet der Deckungsbeitrag, der ihm vom Umsatz bleibt. Wie Deckungsbeitrag, Umsatz, Kosten und Gewinn zusammenhängen, erklärt das Video.

Verwandte Fachbegriffe

Mehr zum Thema
Um Ihnen den bestmöglichen Service zu bieten, verwenden wir Cookies. Einige dieser Cookies sind erforderlich für den reibungslosen Ablauf dieser Website, andere helfen uns, Inhalte auf Sie zugeschnitten anzubieten. Wenn Sie auf „ Ich akzeptiere“ klicken, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.
Individuelle Cookie-Einstellungen Ich akzeptiere
OSZAR »